Alles Corona – oder was?

Corona hat die Welt im Bann. Sie auch? Was macht dieser Virus mit uns Menschen?

Angst? Panik? Einsamkeit? Hilflosigkeit? . . . Von allem ein bisschen?

Schlagartig wird uns die Begrenztheit unseres Lebens bewusst. Eigentlich doch nichts Neues. Aber noch nie so bewusst. Anders im Mittelalter. Hier wüteten Pest und Cholera und versetzten die Menschen in Angst und Schrecken. In der Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit – damals noch verbunden mit starker religiöser Bindung – wurde die Kultur der „Ars Moriendi“ und damit verbunden auch die Kunst der „Ars Vivendi“ gepflegt. Was heißt dies: Die Kunst zu sterben und die Kunst zu leben. Erst wenn ich um die Endlichkeit meines Lebens weiß, kann ich das Leben bewusst wahrnehmen und auch genießen. Unsere Spaßgesellschaft hat dies Thema zu ignorieren versucht. Aber, sterben müssen wir alle. Im Mittelalter galt ein plötzlicher Tod als äußerst tragisch, denn es war wichtig, sich vorzubereiten – regeln, was zu regeln ist, vergeben, wo zu vergeben ist, aufeinander zugehen, wo es nötig ist - all das wird durch die Auseinandersetzung mit diesem Thema angestoßen. Vielleicht ist es nun eine heilsame Zeit. Wir können die räumliche Isolierung positiv nutzen, uns diesem Thema einmal zu stellen. Dabei wohl wissend, dass wir längst nicht in solcher damaligen Gefahr leben. Starke Grippewellen gab es schon immer. 2018 war so ein Jahr. Im Deutschen Ärzteblatt Ausgabe 41/2019 stand folgende Meldung:

„Die außergewöhnlich starke Grippewelle 2017/2018 hat nach Schätzungen rund 25 100 Menschen in Deutschland das Leben gekostet. Das sei die höchste Zahl an Todesfällen in den vergangenen 30 Jahren, wie der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, kürzlich mit Blick auf eine eigene aktuelle Auswertung erklärte. . . . Grippe könne auch tödlich sein. . . . Insgesamt registrierte das Institut von Oktober bis Mitte Mai 2018/ 2019 182 000 labordiagnostisch bestätigte Grippefälle.“

Hatten Sie dies damals so bewusst wahrgenommen?

Die Kunst des heilsamen Lebens.

Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern dem Tag mehr Leben“

Cicely Saunders

Wie kann dies geschehen? Z.B. aktuell, sich medienbeschränken. Vielleicht nur morgens und abends Nachrichten hören, anstatt mich jede Stunde in Schrecken versetzen zu lassen.

Vielleicht seinen Freundeskreis durchdenken. Wo habe ich mich schon lange nicht mehr gemeldet. Was/wer ist in meinen Leben wirklich von Bedeutung? Was gibt mir wirklich Erfüllung und Freude? Wo möchte ich mich vielleicht zum Wohl anderer engagieren? Was sind schon lange gehegte Träume? Gibt es etwas, worauf ich mich jeden Tag freue? Ach ja, Freude – haben Sie sich heute schon gefreut? In der Bibel heißt es in Psalm 94,19 „Ich hatte viel Bekümmernis in meinem Herzen, aber deine Tröstungen erquickten meine Seele.“ Was erquickt Ihre Seele? Was gibt Ihnen Trost und Halt?

Als ich vor Jahren in Brasilien war machte ich folgende Beobachtung: In unserem Strandhotel waren fast ausnahmslos vermögende Brasilianer als Gäste. Durchwegs alle machten keine wirklich fröhlichen Minen, die Kleinkinder wurden schon beim Frühstück vor Tablets mit Kinderunterhaltung gesetzt. Gesprochen wurde wenig. Als wir dann am Strand außerhalb des Hotelareals liefen, sahen wir andere Brasilianer – das uralte Auto bis zum Strand gefahren, aus ihm ertönte lautstark fröhliche Musik, die Menschen lachten, übten Handstand, tanzten zur Musik, saßen im Sand und picknickten. Sie hatten vermutlich gerade das Nötigste zum Leben – waren aber glücklich und machten das Beste aus dem aktuellen Tag.

Bei den Anonymen Alkoholikern gilt folgender Satz: „Heute ist der erste Tag meines restlichen Lebens, diesen gilt es gut zu verbringen“.

Ich wünsche Ihnen einen guten, lebenswerten ersten Tag Ihres restlichen Lebens.

Ihre

Elfi Kühn

Zurück