Der Weg vom „Nein“ zum „Ja“

Das Prinzip der dritten Partei nach Ury Williams

Sicher haben Sie dies auch schon erlebt, der andere oder man selbst ist festgefahren, ja gefangen in seiner Meinung, keine Diskussion nutzt mehr. Irgendwie muss man aber in einer (Arbeits-) Gruppe, im Gespräch oder im Streit zu einer Lösung, einer Einigung kommen, will man nicht alles „Porzellan zerdeppern“. In seinem Buch „Der Weg vom ‚Nein’ zum ‚Ja’“ zeigt der Anthropologe und international gefragte Verhandlungsexperte William Ury, Autor des „Havard-Prinzips“ Wege zu einer hilfreichen Streitkultur auf. An Hand seiner weltweiten Erfahrungen als Streitschlichter beschreibt er ungewohnte Aspekte für friedliche Lösungen. Das Geheimnis für Frieden ist für ihn nicht leicht, aber überraschend einfach. Ihm zu Folge sind das Geheimnis des Friedens wir selbst. Mit unserem Handeln als umgebende Gemeinschaft eines Konfliktes können wir eine konstruktive Rolle übernehmen. Als anschauliches Beispiel nennt er seine Erfahrung mit einigen Gruppen von San-Buschmännern aus Südafrika. Diese Buschmänner benutzen zur Jagd giftige, absolut tödliche Pfeile. Treten nun innerhalb der Gemeinschaft Streitigkeiten auf welche die gesamte Gruppe betreffen, geht einer der Männer los, sammelt die Giftpfeile ein und versteckt sie draußen im Busch. Dann setzten sich alle Männer in einen Kreis und reden und reden und reden.  Es mag zwei, drei oder sogar vier Tage dauern, sie hören nicht eher auf, ehe sie eine Lösung für den Konflikt, besser sogar einen Weg zur Versöhnung gefunden haben. Falls die Stimmung immer noch zu angeheizt ist, senden sie den sich zu sehr Ereifernden weg, um Verwandte zu besuchen und so Zeit zum Abkühlen zu finden.

 

Dies Erlebnis brachte ihn zur Annahme der Wichtigkeit einer dritten Partei. Normalerweise sind es ja immer zwei Parteien die sich im Konflikt befinden und nicht einigen können. Arbeiter gegen Management, Republikaner gegen Demokraten, Ehemann gegen Ehefrau usw. Hier ist eine dritte, vermittelnde Partei nötig. Privat ist es die umgebende Gemeinschaft, Freunde, Familienmitglieder oder wenn nötig sehr hilfreich ein konsultiereter Coach. Im Beruf können es Arbeitskollegen oder konfliktberatende Verbände sein. Die grundlegendste Art, in der die dritte Partei helfen könnte, ist die, die streitenden Parteien daran zu erinnern, was wirklich auf dem Spiel steht. Sie wirbt, dass es zum Wohl der Arbeitsgemeinschaft, der Zukunft, der Gesellschaft, der Familie, der Kinder möglich sein sollte, für einen Moment das Streiten zu stoppen und anzufangen zu reden und aufeinander zu hören. Denn es verhält sich doch so, dass wir, in einem Konflikt steckend, sehr schnell den Durchblick verlieren und eine sehr einseitige subjektive Position einnehmen. Wir reagieren nur noch. „Wenn du wütend bist, wirst du die beste Rede halten, die du jemals bereuen wirst“ besagt ein amerikanisches Sprichwort. Und daran erinnert uns laut Ury die dritte Partei. Die dritte Partei hilft uns „auf den Balkon zu gehen“, d.h. auf die Metaebene in Distanz um die Augen auf den „Preis“ zu richten, den stures und verbohrtes aggressives Verhalten kostet. Ury’s Aufruf ermutigt, als Außenstehender, Mitarbeiter, Freund, Familienangehöriger die Position des vermittelnden Dritten zu ergreifen. Dies ist nicht immer einfach, erfordert Mut und Einsatzbereitschaft. So kann aber jeder von uns mit einem kleinen Schritt in unserem kleinen Umfeld die Welt ein Stück näher zu einem friedvollen Leben bringen. Ein altes afrikanisches Sprichwort beschreibt dies sehr treffend:

"Wenn Spinnennetze sich vereinigen, können Sie sogar einen Löwen festhalten." Wenn wir in der Lage sind, unsere Friedensnetze der dritten Partei zu vereinigen, können wir sogar den Löwen des Krieges festhalten. Und Kriege fangen im Kleinen, im persönlichen Umfeld an. Haben wir den Mut, hier anzufangen und unser Ohr, auf die „Dritte Partei“ zu neigen, wenn wir selbst im Konflikt gefangen sind.

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