Tagträumer gefordert!

Sind Sie ein Tagträumer? Dann haben Sie es gut. Wussten Sie, dass bestimmte Teile unseres Gehirns nur aktiv werden, wenn Sie nichts tun? Wir haben tatsächlich Areale im Kopf, die ausschließlich für reizunabhängiges Denken verantwortlich sind. Wir benennen dieses reizunabhängige Denken oft mit dem Begriff „Tagträumen“. Dies hat inzwischen wissenschaftliches Interesse gefunden und wird als sog. Ruhezustandsnetzwerk (Default Mode Network) unseres Gehirns bezeichnet. Lange wurde dies wissenschaftlich wenig beachtet. Tatsächlich spielt es aber eine wichtige Rolle in unserem Gehirn.

Was genau tut aber dieses „Nichtstun-Netzwerk“ eigentlich?

Teile unseres Gehirns, vor alle die frontalen und parietalen Cortexregionen (Großhirnrinde) werden aktiver, wenn wir uns unserer Umgebung aufmerksam zuwenden. Reduzieren oder verlieren wir diesen Aufmerksamkeitsfokus wieder, dann aktiviert sich das Ruhezustandsnetzwerk. Es ist also für unsere Introspektion, d.h. für unsere Einsicht in das eigene Innere, für den Abruf persönlicher Erinnerungen und die Planung der eigenen Zukunft zuständig. Demzufolge sprechen Forscher vom Autopiloten, der anspringt, wenn unser Gehirn nicht anderweitig aktiviert und beansprucht wird.

Allgemein ist ja in unserer deutschen Kultur das Nichtstun nicht so angesehen. Vielleicht haben Sie ja als Kind auch eher Sprüche wie „Arbeit macht das Leben süß“, „Morgenstund’ hat Gold im Mund“, „Ein Faulpelz ist des Teufels Kopfkissen“ oder ähnliches gehört und ist Ihnen die „Faulheit ausgetrieben“ worden. So mancher schleppt den steten „inneren Antreiber“ mit sich herum, der ihm Muße verbietet und ständig zum Tun, zur Unruhe antreibt. Demgegenüber steht schon in Aristoteles „Politischen Schriften“ wie er die wahrhaft freie, unbelastete Zeit betrachtet. Sie folgt auf die lästige Bemühung um das zum Leben «Notwendige» und der nötigen Erholung davon. Diese Muße, das Tagträumen, das allein um seiner selbst willen gewählte «Schöne» im Leben, ist bei ihm von äußerster Wichtigkeit. «Wir sind unmüßig, um müßig zu sein», diese Erkenntnis des griechischen Philosophen Aristoteles aus der Zeit 300 v. Chr. ist heute auch wissenschaftlich belegt. So konnten Forscher vom Cyceron Centre (Frankreich) und der Tokohu University (Japan) diesem Phänomen auf den Grund gehen.

Unser Ruhezustands-Netzwerk spielt für die kognitiven, d.h. die das Wahrnehmen, Erkennen betreffenden Vorgänge im Gehirn eine wichtige Rolle, es ist die Einheit, mit der wir die Außenwelt reflektieren, unsere Gedanken und Sorgen verarbeiten und unsere Zukunft planen.

Darum: Lassen Sie immer wieder einmal Ihre Gedanken schweifen und werden Sie zum Tagträumer!

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